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Der Waldhof –  Akademie für weiterbildung

Entfalten Sie Ihr Potenzial im Waldhof!

Der Waldhof e.V. ist eine etablierte freie Institution der Erwachsenenbildung.  Die Arbeit basiert auf dem Erwachsenenbildungsgesetz Baden-Württemberg und wird vom Land Baden-Württemberg gefördert.  Als Akademie für Weiterbildung bietet der Waldhof e.V. seit 1950 eine idyllische Lernumgebung am Waldrand von Freiburg

Umgeben von einem kleinen Park mit denkmalgeschützten Bäumen, können Kursteilnehmer im stilvollen Haupthaus und im Gästehaus ungestört arbeiten und in Ruhe übernachten.

Unsere Küche verwöhnt Sie mit einem abwechslungsreichen Angebot an Speisen. Alternativ zu Fleischgerichten gibt es – nach Voranmeldung – eine vegetarische Option. 

Aktuelle Impressionen unseres einzigartigen Ambientes finden Sie auf Instagram.


Geschichte / Träger- und Förderverein

Zur Geschichte: von der Privatvilla zur Bildungseinrichtung

Altersruhesitz

Als das herrschaftliche Haus 1896/7 von Rudolf Henneberg, Fabrikant und Kommerzienrat aus Berlin, erbaut wurde, war Littenweiler noch ein selbständiges Dorf mit etwa tausend Einwohnern. Hennebergs Frau Johanna, geb. von Böckh, stammte aus Freiburg. Das war wohl ausschlaggebend für die Wahl des Norddeutschen, sich hier am Hang über dem Dreisamtal auf dem Gelände des ehemaligen Pfisterhofs, der einige Jahre zuvor abgebrannt war, einen Altersruhesitz zu erbauen: ein stattliches Anwesen mit eigener Quelle für die Wasserversorgung, Wirtschaftsgebäuden, Stallungen, Remisen und einer prächtigen Toreinfahrt. Es war umgeben von einem weitläufigen Park, in dem zahlreiche auch exotische Bäume gepflanzt wurden.

Am Giebel des Hauses sind heute noch die Wappen der Erbauer zu sehen: eine Henne auf einem Berg und ein springendes Böckchen. Daneben in gotischen Ziffern die Jahreszahl 1897. In seiner baulichen Anlage zeigte sich die Verteilung von Wohnbereich der Besitzer und Arbeitsbereich des Personals.

Sanatorium

Berufliche Gründe waren es, die den Erbauer veranlassten, schon 1900 wieder nach Berlin zurück zu kehren, wo er zeitweise Reichstagsabgeordneter war. Er verkaufte das gesamte Anwesen an den jungen Arzt Dr. Ernst Beyer, der hier noch im gleichen Jahr ein Sanatorium eröffnete. In den folgenden Jahren baute er weitere Räume an, gestaltete den Park zu seinen Zwecken um und hatte offenbar weit reichende Pläne, die sich jedoch nicht verwirklichen ließen. 1908 verkaufte Dr. Beyer das Haus, behielt allerdings einen Großteil des Grundstücks in seinem Besitz.

Sommersitz

Der neue Eigentümer des Waldhofs war Dr. Franz Karl Wilhelm Gaeß. Der Chemiker, Gutsbesitzer und Ritter des Badischen Ordens vom Zähringer Löwen stammte aus einer angesehenen Freiburger Familie. Seine Schwester war mit Bernhard von Böckh verheiratet. Von daher besteht möglicherweise eine verwandtschaftliche Beziehung zu Henneberg. Das Anwesen diente Gaeß offenbar als Sommersitz. Es wird auch berichtet, im Ersten Weltkrieg sei die für damalige Zeiten moderne Zentralheizung eingefroren und nicht mehr repariert worden, was den Aufenthalt im Winter wohl ziemlich unwirtlich machte. Gaeß starb 1915, das Haus blieb bei seiner Frau und deren drei Töchtern, die dort in den Sommermonaten Empfänge gaben, sich aber offenbar wenig um den Erhalt der Bausubstanz kümmerten.

Krankenhaus

1941 war das Haus schließlich in sehr schlechtem Zustand und stand erneut zum Verkauf. Wilhelm Maier aus Schwenningen erwarb es für seinen Sohn Otto, der als Kaufmann in Shanghai lebte und wieder in seine Schwarzwälder Heimat zurückkehren wollte. Doch in diesem Jahr wurde die unbewohnte Villa zunächst für Kriegszwecke beschlagnahmt und im November als Hilfskrankenhaus in Betrieb genommen. Sie gehörte zur Universitäts-Hautklinik. Ein Mietvertrag vom 8.11.1941 gibt einen Gebäudebeschrieb: zum Haus gehörten u.a. ein Treibhaus, ein Eiskeller und Frühbeete; auch von einem Ökonomiegebäude ist die Rede. Diese Anlagen wurden an einen Gärtner verpachtet. Die Nutzung als Krankenhaus dauerte über das Kriegsende hinaus.

Zentrum für Erwachsenenbildung

1950 bot Otto Maier den Waldhof zum Verkauf an. Diesmal interessierte sich Dr. Joseph Epp, später Ministerialdirigent des Kultusministeriums Baden-Württemberg, dafür. Zusammen mit seiner Frau Eleonore und anderen hatte er bereits 1948 auf Schloss Ortenberg ein Heim für Jugend- und Volksbildung gegründet, um der Erwachsenenbildung, die durch den Krieg einen herben Rückschlag erlitten hatte, neue Impulse zu geben, Volkshochschulen und Bildungswerke wieder aufzubauen. Nach skandinavischen und Schweizer Vorbildern entstand dann das „Volksbildungsheim Freiburg e.V.“, das 1951 im verblichenen Glanz der alten Villa offiziell eröffnete. Der bei der Eröffnung anwesende südbadische Innenminister Schühli meinte, als er das Haus sah, so etwas wolle er nicht einmal geschenkt haben!

Mit viel Elan und noch mehr Idealismus machten sich die Gründer ans Werk und schufen in wenigen Jahren ein Zentrum freier Erwachsenenbildung, in dem u.a. das Sekretariat der südbadischen Volkshochschulen seinen Sitz hatte. Bis in die 80er Jahre war der Waldhof zudem Zentrum der Lehrerfortbildung für das Oberschulamt Freiburg. 1984 wurde im Park an der Waldhofstraße ein Gästehaus errichtet.

Die hier zusammengestellten Fakten wurden von dem Lokalhistoriker Rolf Süß recherchiert.

Träger- und Förderverein

Der Trägerverein „Waldhof e.V.“

ist ein eingetragener Verein und vom Finanzamt Freiburg als gemeinnützig anerkannt mit dem Zweck der Förderung von Bildung und Erziehung. Seine Mitglieder werden auf Vorschlag und Einladung ernannt und sind ehrenamtlich tätig. 

Der Förderverein „Verein der Freunde des Waldhofs e.V.“

ist die Interessengemeinschaft aller Menschen, denen Wirken und Fortbestehen des Waldhofs als ein Haus der Weiterbildung und Begegnung am Herzen liegen. Der Mitgliedsbeitrag beträgt z.Z. 20 € pro Kalenderjahr. Darüber hinaus sind Spenden – auch von Nicht-Mitgliedern – hochwillkommen. Mit diesen Geldern werden Vorhaben realisiert, für die im regulären Haushalt keine Finanzen vorhanden sind. An der jährlichen Mitgliederversammlung wird über die Verwendung der Mittel Rechenschaft abgelegt, zukünftige Maßnahmen werden beraten. Außerdem wird in Rundschreiben über „Neues aus dem Waldhof“ berichtet. Auch der eingetragene „Verein der Freunde des Waldhofs“ ist vom Finanzamt Freiburg-Stadt als gemeinnützig anerkannt und berechtigt, Spendenquittungen zur Vorlage beim Finanzamt auszustellen.

Werden Sie Mitglied im Förderverein!
Spenden-Konto IBAN: DE 64 6805 0101 0002 0926 38
Sparkasse Freiburg-Nördl. Breisgau – BIC: FRSPDE66XXX

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ARCHIV

Bisherige Symposien ZUM THEMA „NEUES DENKEN“

Zeiten der Orientierungslosigkeit gehen oft Umbrüche im Denken voraus. Alte Paradigmen werden aufgebrochen, neue entstehen. Wir befinden uns in einer derartigen Phase.

„Neuem Denken“ soll diese neuartige Veranstaltungsreihe ein Forum schaffen. Renommierte Wissenschaftler und Forscher sowie „Querdenker“ kommen im Rahmen eines zweitägigen Symposiums im Waldhof zum ausgewählten Thema zusammen. Sie stellen in jeweils einstündigen Vorträgen ihre Positionen in möglichst allgemeinverständlicher Art – und in deutscher Sprache – dar. Am Ende stehen eine Podiumsdiskussion der Referenten und das Gespräch mit den Symposiums-Teilnehmern. Die Teilnahme steht allen Interessierten offen. Die Beiträge der Referenten werden anschließend – in z.T. gekürzter Form – auf unserer Website publiziert.

Es geht um ein besseres Verstehen unserer Welt, um das Aufzeigen neuer, vielleicht wegweisender Fragen, um neue Erkenntnis.

 

Bisherige Symposien:

„Wie wollen wir in der Zukunft leben?“ am 6./7. Oktober 2012
 
Im dritten Symposium ging es darum, wie wir in Zeiten neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und veränderter ökonomischer Rahmenbedingungen zukünftig leben wollen. Was erwartet uns in der Zukunft? Welche Werte werden uns den Weg weisen? Was wird uns dann wichtig sein?

„Auf der Suche nach einer neuen Ökonomie“ am 14./15. Mai 2011
 
Die ständig zunehmende Ökonomisierung unserer Gesellschaft und ihr Streben nach „ewigem Wachstum“ haben dazu geführt, dass weite Bereiche unserer Natur und Gesellschaft wie Ökologie und Ressourcen, Arbeit und Familien darunter leiden. Ist unser Geldsystem ein Systemfehler? Lassen sich die gesellschaftlichen Folgen wieder korrigieren? Hat unser heutiges Wirtschaftssystem noch eine Zukunft? Hat die Eurozone überhaupt eine Chance? Und was ist, wenn nicht? Was erwartet uns, wenn ganze Wirtschaftsbereiche versagen? Und wie könnte eine nachhaltige Ökonomie aussehen?
Mit diesen und weiteren Fragen haben sich die Referenten am 14./15. Mai 2011 in ihren Vorträgen beschäftigt. Zusätzlich gab es zu diesem Thema, das hochaktuell ist, viele spannende Diskussionen.

„Auf der Suche nach der Weltformel“ am 3./4. Juli 2010
 
Als fundamental für die Suche nach neuen Erkenntnissen wird die Naturwissenschaft und dabei vor allem die Physik angesehen. Denn „man will doch wissen, in was für einer Welt man lebt“.
Es ist die alte Faust´sche Suche nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält. Und es sind die Fragen nach den Spielregeln des Universums, die für uns gelten – nicht nur in der Naturwissenschaft. Denn diese liegen allem zugrunde, auch der Ökonomie und der Ökologie und sogar den gesellschaftlichen Zusammenhängen. Selbst Fragen der Religion müssen sich zunehmend den vielen neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stellen.

3. Symposium neues Denken „Wie wollen wir in der Zukunft leben?“ am 6./7. Oktober 2012

Im 2. Symposium („Auf der Suche nach der neuen Ökonomie“ im Mai 2011) war deutlich geworden, dass die ständig zunehmende Ökonomisierung den Menschen und seine sozialen, nicht monetarisierbaren Bedürfnisse und Aufgaben – die für den Erhalt einer funktionierenden Gesellschaft aber fundamental sind – längst in den Hintergrund geschoben hat. Verschärft wird diese Entwicklung durch den (immer verzweifelteren) Versuch des aktuellen Wirtschaftssystems, sein wegen seiner Nicht-Nachhaltigkeit unvermeidbares Scheitern hinauszuzögern. Was meist auf Kosten des sozialen Zusammenhalts und der sozialen Gerechtigkeit unserer Gesellschaft geschieht. Hinzu kommt aber noch eine zunehmende Technisierung unserer global-gewordenen Welt, die wiederum ökonomischen Interessen unterliegt. Wir leben damit in einer beschleunigten und rationalisierten Welt, in der uns nicht nur die Muße, sondern auch die Poesie zunehmend abhanden kommt.

Im 3. Symposium haben wir daher endlich den Menschen und die aktuellen gesellschaftlichen Fragen in das Zentrum des „Neuen Denkens“ gestellt.

Betrachtet man unsere moderne Gesellschaft, so scheint heute jede „Normalität“ in Frage gestellt zu sein. Eine Vielzahl gleichzeitiger neuer Entwicklungen überfordert uns – nicht nur in der Arbeitswelt oder in der globalisierten und deregulierten Ökonomie, sondern auch in der Kommunikation und Informationsverar- beitung, in der Auflösung von Familien und sozialen Zusammenhalten in Richtung einer „Singularisierung“ und der Auflösung alter Geschlechterrollen. Vertraute Lösungsmodelle und bisherige Erfahrungen helfen uns bei ihrer Bewältigung kaum weiter.
All dies erzeugt nicht etwa eine Aufbruchsstimmung, wie sie früher in Zukunftsszenarien vermittelt wurde,sondern mündet in einer Rat- und Konzeptlosigkeit, wie es sie wohl noch nie gab.

Was automatisch zur Frage führt, ob wir als Menschen noch in die Welt passen, die wir uns selbst geschaffen haben? Wie wollen wir also in der Zukunft leben?

Wie wirken sich die Medien auf uns aus? Welche Arbeitsformen der Zukunft werden schon heute sichtbar? Werden wir von diesen Entwicklungen überfordert? Wie können wir mit ihnen umgehen? Brauchen wir ein neues Bewusstsein für die (selbstgemachten) Veränderungen unserer Welt, brauchen wir wieder mehr Werte? Was sagt die Philosophie dazu, gibt sie uns die Leitlinien? Wie lösen wir den Geschlechterkrieg und die damit zusammenhängende Familienproblematik? Brauchen wir etwa „Profibürger“, die „von unten“ unsere Gesellschaft wieder formen, weil die hohe Politik keine Antworten mehr kennt? Wie ist es, wenn man wieder andere Fragen als den ökonomischen Erfolg in das Zentrum seines Lebens stellt? Ja, wie können wir uns in dieser Gesellschaft als Mensch und Individuum noch behaupten?

Mit diesen und weiteren Fragen haben sich im Waldhof am 6. und 7. Oktober 2012 sieben Referenten unterschiedlichster Disziplinen und Arbeitsgebiete in ihren Vorträgen beschäftigt und der Diskussion gestellt. Mit einem auch für mich als Moderator überraschenden Ergebnis.

Dr. Michael Harder, Oktober / November 2012

» Vorträge 1. Tag

» Vorträge 2. Tag

» Zusammenfassung der Erkenntnisse

2. SYMPOSIUM: „AUF DER SUCHE NACH EINER NEUEN ÖKONOMIE“ AM 14./15. MAI 2011 /

Die für die Funktion unserer Gesellschaft elementare Ökonomie steht vor gewaltigen Herausforderungen und Veränderungen, die unweigerlich auf uns zukommen: Was wird aus Europa und dem Euro? Droht uns eine Inflation? Wird sich das Lohndumping weiter ausbreiten? Wachsen noch mehr Kinder in Armut auf? Wird sich die soziale Schere immer weiter öffnen? Was ist mit den Rohstoffvorräten unserer Welt? Können wir unsere etablierte Ökonomie überhaupt noch reformieren? Oder droht uns gar ein Systemcrash?

All diese Fragen standen deutlich erkennbar hinter den Vorträgen von ausgewählten Fachleuten unterschiedlichster Disziplinen und Arbeitsgebiete. Diese transdisziplinäre Vorgehensweise scheint denn auch tatsächlich die einzige Möglichkeit zu sein, das komplexe Wesen einer globalisierten Ökonomie so weit sichtbar zu machen, dass sich das Zusammenspiel der einzelnen Bestandteile zeigt. Dieses Zusammenspiel ist aber offensichtlich massiv gestört. Die immer schneller aufeinander folgenden Systemkrisen unserer Ökonomie sind daher kein Zufall. Das Gegenteil ist der Fall, zumal unsere globalisierte Ökonomie zunehmend und immer deutlicher an die Systemgrenzen unseres Planeten und seiner Ressourcen stößt.

Erster Tag: Ist die etablierte Ökonomie noch zu retten?

  1. Dr. Michael Harder: Die Physik der globalisierten Ökonomie“
    Unser ökonomisches System wird zunehmend komplizierter und komplexer – aber nur wenn wir es verstehen, können wir zukünftig die richtigen Entscheidungen treffen. Deflation oder Inflation, Export oder Binnenmarkt, Staatsschulden und Eurozone, Politik und Großindustrie, Realökonomie und Finanzsystem, Demografie und Niedriglöhne – wohin steuert unsere Wirtschaft?  Neue Ansätze aus der Physik der Komplexen Systeme können die Zusammenhänge erklären und weisen auf elementare Konstruktionsfehler in unserem ökonomischen System hin. Gleichzeitig wird deutlich, dass sich seit etwa 25 Jahren – mit dem zunehmenden Erreichen von Systemgrenzen – die Spielregeln der Ökonomie massiv verändert haben. Das Problem: Es gibt derzeit keine praktizierte ökonomische Lehre, die das auch nur annähernd erkannt hat.
    » Zusammenfassung und Vortrag 

  2. Prof. Dr. Heiner Flassbeck: „Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts“
    Die europäische Euro- und Finanzkrise ist u.a. auch darauf zurückzuführen, dass weder die verantwortlichen Politiker noch ihre ökonomischen Berater begriffen haben, was eine Währungsunion bedeutet und wie sie funktioniert. Grundlage einer gemeinsamen Währungsunion ist aber nicht mehr und nicht weniger als eine angestrebte gemeinsame Inflationsrate. Die erreicht man, wenn alle monetären Ansprüche in einer Volkswirtschaft, vor allem aber die Löhne, um nicht mehr als das Inflationsziel über der eigenen Produktivitätszuwachsrate liegen. Mit dem Ergebnis, dass jedes Land einer Währungsunion gemäß seinen eigenen Verhältnissen leben kann.
    Gegen diese einfache Regel hat in den vergangenen zehn Jahren aber ausgerechnet Deutschland mehr als jedes andere Land verstoßen. Deutschland hat mit seiner Exportorientierung deutlich unter seinen Verhältnissen gelebt, während die Südeuropäer in der Tat etwas über ihren Verhältnissen gelebt haben. Eine funktionierende europäische „Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts“ muss dies dringend korrigieren.
    » Zusammenfassung und Vortrag

  3. Prof. Dr. Bernd Senf:  Zur Problematik des Bestehenden Geldsystems
    Die grundsätzliche Lebens- und Nachhaltigkeits-Feindlichkeit unserer Ökonomie liegt besonders tief verborgen im Zins, der als Kreditzins in die einzelwirtschaftlichen Geld- bzw. Finanzierungskosten einfließt. Durch ihn wird das eingesetzte Geldkapital – vor allem durch den Zinseszins – in exponentieller Weise (!) vermehrt. Wenn dieser Zinseszins als leistungsloses Einkommen aber gleichzeitig Geldvermögen exponentiell wachsen lässt, müssen spiegelbildlich dazu die Schulden an anderer Stelle des Geldsystems exponentiell anwachsen – womit auf Dauer kein reales Wachstum des Sozialprodukts Schritt halten kann.
    Die Folge davon ist, dass die Zinslasten einen immer größeren Teil des Sozialproduktes auffressen und unter dem Druck der Gläubiger immer mehr Schuldner (einschließlich dem Staat) in den Zusammenbruch getrieben werden. Lösungsansätze für dieses Dilemma bestehen in der Einführung einer staatlichen Monetative oder zusätzlichen Regionalwährungen.
    » Zusammenfassung und weitere Informationen zu den Arbeiten von Prof. Senf

Zusammenfassung des ersten Tages:

Die aktuellen ökonomischen Krisen sind auch eine Krise der Politik, die sich – unter dem Einfluss falscher, aber bisher im Vordergrund stehender ökonomischer Paradigmen – als zunehmend orientierungslos erweist. Die Krise der Eurozone, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, die Benachteiligung von Niedriglöhnern und Familien, die systemgefährdenden Auswüchse des Casinokapitalismus und viele weitere Symptome sind auf einen eklatanten Mangel an Wissen über die komplexen Zusammenhänge einer Ökonomie bzw. an eine mangelnde Bereitschaft, diese verstehen und positiv umsetzen zu wollen, zurückzuführen. Es ist aber die Aufgabe der Politik, makroökonomische Herausforderungen anzunehmen, diese zu durchleuchten und dann angemessen in politische Prozesse umzusetzen.

Für eine „Rettung“ der etablierten Ökonomie sind die Herausforderungen und Instrumente aber – so das Ergebnis der Diskussionen auf diesem Symposium – durchaus erkennbar. Sie bestehen zum Einen darin, dass nationale Wirtschaften nicht nur wachsen, sondern ggfs. auch schrumpfen müssen. Für Deutschland bedeutet dies, will man die Eurozone aufrecht erhalten, beispielsweise – über eine Steigerung der Lohnstückkosten – ein schon kurzfristiges Senken der Wettbewerbsfähigkeit incl. der ausgeprägten Exportorientierung. Zum Anderen bedarf es einer massiven strukturellen Veränderung des Geldsystems (Einführung einer Monetative, Trennung von Realökonomie und Spekulation).

Weiter wird es darum gehen, die gesellschaftliche „Subvention“ der Großindustrie durch die günstige Bereitstellung  von ökologischen Ressourcen und Erwerbsarbeit (Niedriglohnpolitik) sowie Familienarbeit (u.a. Generationenvertrag vs. einzahlungsgebundene Rente) wieder aufzuheben. Dahinter steckt die überraschende Erkenntnis, dass die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft heute – nach dem Erreichen von Systemgrenzen – nicht mehr dazu führt, dass es der Gesellschaft besser geht, sondern diese Gesellschaft (vertreten durch den Staat) zunehmend „ausblutet“. Und über die vielfältigen Interdependenzen letztendlich Staatskrisen bis hin zu Staatspleiten die Folge sein werden.

Es steht daher die Frage im Vordergrund, ob die gewählten Politiker sich diesen dringlichen Herausforderungen in angemessener Zeit  stellen werden und in der Lage sind, alte Paradigmen aufzugeben? In der Diskussion wurde dies bezweifelt. Es wird wohl erst weitere schwere Wirtschafts- und Finanzkrisen brauchen. Systemischen Theorien zufolge werden diese dann aber heftiger ausfallen als die bisherigen.

Zweiter Tag: Grundgedanken einer neuen Ökonomie

  1. Dr. Michael Kalff: „Systemcrash? Und was kommt danach?“
    Die aktuellen Krisenszenarien beschäftigen sich derzeit vorwiegend mit zwei Themen: Einerseits mit den Gefahren der Finanzmärkte und den damit verbundenen Systemgefahren, die aus dem Platzen von „virtuellen“ Finanzblasen herrühren, und andererseits mit der kommenden Ölknappheit (Peak Oil). Wir stehen aber vor vielen weiteren Systemgefahren, die jede für sich zu einem Crash unseres westlichen Wirtschaftssystems führen können.
    Die Schlussfolgerung: Unser Wachstumsmodell funktioniert nicht mehr. Die Industriegesellschaft, wie wir sie heute kennen, ist am Ende. Wie können Post-Crash-Welten aussehen? Hierzu existieren unterschiedliche Szenarien, die alle von globalen Grundgedanken ausgehen. Ein gelingender Übergang in eine globale Gesellschaft erfordert aber wichtige Transformationen unserer bisherigen Paradigmen. Eine Ökonomie ohne Wachstum (Steady State), zukunftsfähige Geldsysteme, sozial wesentlich gerechtere Umverteilungen (Grundeinkommen?), eine veränderte Arbeitswelt und eine Stärkung des zivilgesellschaftlichen Sektors werden dabei eine wichtige Rolle spielen, um einen „neuen nachhaltigen Kapitalismus“ zu schaffen.
    » Zusammenfassung und Vortrag 

  2. Prof. Dr. Niko Paech: „Grundlagen einer Postwachstumsökonomie“
    Wirtschaftswachstum ist keine Option mehr für das 21. Jahrhundert. Die Verbreitung von Hunger und Armut, der drohende „Peak Oil“, der sich mehr und mehr als Teil eines „Peak Everything“ erweist, der Klimawandel als Zeichen ökologischer Grenzen und auch Katastrophen wie Fukushima zeigen die Grenzen unserer Ökonomik. Das Resultat: Die klare Forderung nach einer Postwachstumsökonomik.
    Den Weg dahin weist die Frage: Welche Phänomene sind es, die zu den sozialen und ökologischen Verwerfungen des modernen Wirtschaftens führen? Als elementare Antwort erweist sich die sog. Fremdversorgung, die grundlegend zu den pathologischen Erscheinungen wie dem Effizienzmythos, der sozialen Vulnerabilität und zum strukturellen und kulturellen Wachstumszwang führt. Setzt man bei Lösungsmodellen hier an, stehen schnell wichtige Begriffe wie Resilienz, Subsistenz und Suffizienz im Vordergrund. Die Zukunft einer Postwachstumsökonomie liegt damit in einer grundlegenden Veränderung des Lebens- und Arbeitsstils unserer Gesellschaft und unserer Produktionsstrukturen, die sich alle recht genau beschreiben und in einem übergreifenden Maßnahmenkatalog zusammenfassen lassen.
    » Zusammenfassung und Vortrag

  3. Ralph Boes: „Grundeinkommen in Gesellschaft und Familie“
    Zur Verringerung des zunehmenden Wohlstandsabstandes von Reich und Arm sowie zur Förderung familiärer und gemeinnütziger Aufgaben wird seit einigen Jahren zunehmend die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens überlegt. Es kann ein wichtiges Instrument sein, die Folgen aus der Produktivitätssteigerung wie hohe Arbeitslosigkeit mit all den entsprechenden Sekundärfolgen (u.a. HartzIV und Kinderarmut und soziale Degradation) zu mindern.
    Die Finanzierung eines derartigen Grundeinkommens ist durchaus als realistisch zu bezeichnen, es erfordert allerdings eine sinnvolle Umgestaltung der derzeitigen kostenträchtigen sozialen Verwaltungsstrukturen.
  4. Podiumsdiskussion:
    „Glück statt Bruttoinlandsprodukt? Mehr Sein statt Tun? Welche Leistung soll sich lohnen?“

    Teilnehmer: Prof. Dr. Niko Paech, Dr. Michael Kalff, Dr. Michael Harder
    Bei diesem Symposium wurde bewusst auf einen einzelnen Vortrag zu diesem Thema verzichtet, um dieses interessante und vielfältige Thema nicht mit einer dann möglicherweise reduzierten Sichtweise zu „erschlagen“ Stattdessen wurde die Form der Podiumsdiskussion gewählt.

    Hintergrund: Das Unbehagen am BIP als messbaren Erfolgsfaktor einer Gesellschaft hat mittlerweile auch die regierenden Politiker erfasst. So hat der französische Präsident Sarkozy Anfang 2008 eine Kommission unter Leitung des Ökonomen Joseph Stiglitz (= Stiglitz-Kommission) eingesetzt, um der Frage nachzugehen, wie man das Wohlergehen einer Gesellschaft messen kann. Ende November 2010 hat der britische Premierminister David Cameron das britische Amt für Statistik beauftragt, einen „Happiness-Indikator“ als Grundlage für künftiges Regierungshandeln zu entwickeln. Und im Dezember 2010 hat der Deutsche Bundestag die Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ eingesetzt.  
    Grundlage dafür ist  zusätzlich die Erkenntnis, dass ab einem gewissen Wohlstand eine weitere Steigerung des Einkommens kaum zu einer erhöhten Lebenszufriedenheit beiträgt (Easterlin-Paradoxon).
    Der Himalaya-Staat Bhutan hat sogar die Steigerung des „Bruttosozialglücks“ zur Staatsphilosophie ernannt. Nun ist Bhutan ein nach Außen abgeschotteter Staat. Dort ist die Einführung anderer Wertmaßstäbe einfach. In den vielfach verknüpften, offenen westlichen Gesellschaften ist ein derartiger Paradigmenwechsel naturgemäß deutlich schwieriger.

    Ist dieser Paradigmenwechsel in der Messlatte gesellschaftlicher Erfolge aber wichtig für eine nachhaltige Ökonomie? Liegt hier gleichzeitig der eigentlich wirksame Anreiz für einen Richtungswechsel in ökonomischen Fragen? Und wie kann man „Happiness“ messen? Oder sind andere Größen geeigneter?

    Die vielen Aspekte dieser Diskussion sind hier (versuchsweise) zusammengefasst:

Zusammenfassung des zweiten Tages:

Die vorgetragenen Fakten und Ansichten weisen deutlich darauf hin, dass eine Art „Crash“ unseres derzeitigen Wirtschaftssystems unvermeidlich ist – wenn nicht bereits kurzfristig die notwendigen Transformationen in unserer Gesellschaft beginnen. Was aufgrund des Zögerns der Politik nicht zu erwarten ist.
Es bleibt aber die Frage, wann und in welcher Form der Crash kommen wird. Ist es ein Crash der Sozialversicherungen, des Politikversagens, der Demografie, der Rohstoffversorgung, der Wirtschaft und ihres Wachstums, des Finanzsystems und damit der Banken oder der Staatsverschuldungen oder ist es sogar einer, den noch niemand auf der Rechnung hat?

Unabhängig davon zeichnet sich ab, wie eine Industriegesellschaft der Zukunft aussehen müsste. Es würde eine Postwachstumsökonomie sein, in der ein Rückgang der materiellen Überproduktion und Überversorgung durch bessere und gerechtere Verteilungen kompensiert werden wird, in der die Grenzen des Systems Erde integriert sein werden, in der die Arbeit anders verteilt sein wird und veränderte Geldsysteme eine Rolle spielen werden. Regionale Aspekte und soziale Gemeinschaften werden den zivilgesellschaftlichen Sektor wieder stärken, mehr Eigenversorgung und Genügsamkeit werden zunehmend zur Stabilisierung der Gesellschaft beitragen, der wahre Wert von Produkten wird wieder mehr geschätzt werden als ihr Scheinwert. Unser aller Lebensstil und Arbeitsstil wird verändert sein, neue Balancen von Selbst- und Fremdversorgung werden entstehen und regionale Nachbarschaften werden eine größere Rolle spielen, auch bei der Produktion und der Vermarktung. Die Industrie wird sich an stofflichen Nullsummenspielen orientieren müssen, die Rückgewinnung von Rohstoffen wird eine wichtige Rolle spielen und nicht mehr benötigte Flächen für Industrie und Mobilität werden zurückgebaut sein.

Durch Umverteilung der Arbeitszeiten werden zeitliche Freiräume geschaffen, die für Eigenversorgung und gesellschaftliche Aktivitäten incl. Nachbarschaftshilfe genutzt werden können. Neue Wertemodelle werden entstehen, die die politische Orientierung am BIP aufheben. Die Fähigkeit zur Zufriedenheit und zum „Glücklichsein“ mit dem, was man hat, wird damit eine große Rolle bei dieser Postwachstumsökonomik spielen. Damit bleibt aber die Frage offen, welche Wertemodelle geeignet sind, die eine ökonomische Maximierung erlauben? Nahe liegt es, die Ökonomie wieder in den Dienst des Menschen zu stellen, wie es eigentlich sein sollte, und alles wieder (?) am Menschen zu messen. Das muss aber politisch gewollt sein und erfordert einen gesellschaftlichen Bewusstwerdungsprozess. Die Herausforderung stellt sich jedenfalls der Politik und der von ihr geförderten gesellschaftlichen Willensbildung.

Bei allem Positiven, das diese Zukunftsvision beinhaltet, bleibt aber ein großes Unbehagen, wie der Übergang, wie also der wahrscheinliche Crash des Systems erfolgen wird und welche Begleiterscheinungen er mit sich bringen wird? Und wie das anscheinend naturgegebene Streben vieler Menschen nach Mehr in eine Ökonomie ohne Wachstum hineinpasst? Geht nach einem heftigen Crash doch wieder alles von vorne los, wie gehabt? Gegen diese Vermutung stehen – längerfristig gesehen – aber die begrenzten Ressourcen. Man darf gespannt sein.

1. SYMPOSIUM neues Denken: „AUF DER SUCHE NACH DER WELTFORMEL“ AM 3./4. JULI 2010

In die naturwissenschaftliche Landkarte ist – dies betrifft vor allem die Physik – in den letzten Jahren viel Bewegung gekommen. Die Rätsel der Dunklen Materie und der Dunklen Energie und die Widersprüche zwischen der deterministischen Makrophysik und der „eher zufälligen“ Quantentheorie drängen uns Wissenschaftler zu neuen Theorien wie die Quantengravitation oder anderen, dualistischen Ansätzen. Neue Erkenntnisse der Quantenmechanik trennen wieder Raum und Zeit und lassen einen Zeitpfeil erkennen.

Der quantenmechanische „Äther“ fordert geradezu eine Prüfung, ob Einsteins Spezielle Relativitätstheorie mit dem physikalischen Fortschritt noch vereinbar ist oder ihm sogar im Wege steht. Gibt es also doch einen Äther? Sind Schwarze Löcher der Schlüssel zur neuen Erkenntnis? Oder wird mit einer neuen Theorie mit dem eigenartigen Namen „Schleifenquantengravitation“ der wissenschaftliche Durchbruch gelingen?

Was ist Raum, was ist Zeit wirklich? Und woher kommt die Dynamik unserer Welt und Umwelt, die wir überall um uns herum wahrnehmen und der wir ausgesetzt sind?

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